„Kothreine Morscht“

Jedes Jahr ein Stück Vergangenheit


Hunderte Leute schlendern durch die Straßen. Kinder stehen am Zaun und bewundern Schafe, Ziegen, Pferde, Esel und Hühner. Die Aufregung steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Männer und Frauen stehen an den Ständen, trinken Tee und Glühwein und verkosten Leckereien wie heiße Kastanien, gebratene Erdäpfel und Nüsse. Und die typisch, traditionelle Volksmusik macht das Markttreiben perfekt. Dieses Bild bietet sich auf dem „Kathreine Markt“ in Mühlen in Taufers, einer der ältesten Märkte im Pustertal, bis ins 17. Jahrhundert reichen seine Wurzeln zurück.

Marktordnung aus dem 17. Jahrhundert

Alljährlich am Samstag nahe dem 25. November, dem „Kothreine-Toug“, findet in Mühlen der gleichnamige Markt statt, dessen Tradition zurück ins 17. Jahrhundert reicht. Der Kathrein-Markt von Mühlen zählt zu den ältesten Märkten im gesamten Pustertal. In einer schriftlich festgehaltenen Marktordnung aus den Jahren 1678 – 1697 rief die damalige Herrschaft Taufers die Abhaltung dieses Marktes aus: „Kund sei gemacht allen und jeden, dass die Herrschaft Taufers aufgrund ihrer erzfürstlichen Privilegien und Freiheiten einen fürstlichen freien Jahrmarkt ausrufen lässt, und zwar heute, am Tag vor St. Katharina und morgen am St. Katharina Tag, von der Dauer von zwei Tagen und Nächten, der alljährlich zu Mühlen ausgerufen und abgehalten werden soll.“ (Quelle: Übersetzung: Eine Marktordnung für den Kathreinmarkt in Mühlen in Taufers (1678 – 1697) Christine Roilo/Gustav Pfeifer. Südtiroler Landesarchiv)
Die gesamte Marktordnung wurde zu Marktbeginn am Vorabend des Kathreintages verlesen und musste streng eingehalten werden. Sie war sozusagen das Gesetz am Markt und bezog sich vor allem auf den Viehhandel. Der Markt ging am Tag der Hl. Katharina weiter und dauerte insgesamt zwei Tage und zwei Nächte. Irgendwann wurde dieser Jahrmarkt jedoch aufgegeben, bis er im Jahr 1998 vom Mühlener „Kothreine-Morscht-Komitee“ wieder zum Leben erweckt wurde.

„Kothreine-Morscht-Komitee“

Für viele Jahre war der Kathrein-Markt von Mühlen in Vergessenheit geraten, bis sich im Jahr 1998 das „Millina Kothreine-Morscht-Komitee“ - bestehend aus drei engagierten Männern - zusammengeschlossen hat, um diesen Mark neu zu beleben. Heute gibt es zusätzlich einen „Kothreine-Verein“, der einige Jahre nach dem Komitee entstanden ist und mehrere rührige Mitglieder zählt, die alljährlich mit einem eigenen Stand am Markt vertreten sind.

Um die Organisation, den reibungslosen Ablauf und ein urig-unterhaltsames Programm kümmert sich nach wie vor der Initiator des Kathrein-Markters, Karl Weger. „Wir haben 1998 mit fünf Ständen begonnen, heute sind es insgesamt um die 30, einerseits Wanderhändler, andererseits Bauern aus dem Tauferer Tal und Ahrntal, die hier ihre selbst hergestellten Produkte anbieten“, erzählt sich Karl Weger.

Ein Schwerpunkt ist nach wie vor die Präsentation von alten Handwerks- und Wirtschaftstechniken, was den Markt in kurzer Zeit wieder zu einem gesellschaftlichen Ereignis werden ließ. Besonders wichtig ist es den Organisatoren, dass der „Kothreine-Morscht“ ein traditioneller, uriger Markt mit einem hohen Geselligkeits-Faktor bleibt. Und das gelingt. Der Markt reicht von der Hauptstraße bis zum „Golla“ und „Larch“. Die Feierlichkeiten beginnen mit einer Messe um 9 Uhr, danach wird - wie es die Tradition vorschreibt - die alte Marktordnung auf dem Benjamin-Platz in Mühlen in Taufers verlesen und die so genannte "Kothreine Moscht" offiziell eröffnet.

Jährlich gibt es viel zum Verkosten, Feilschen und Kaufen: Traditionelle bäuerliche Produkte wie Käse, Honig, Wurst, Speck aus eigener Produktion, „Melchamuis“, „Böxhörnkneidl“ und „Schöttina Kropfn“. Und auch das Schauen und Stauen kommt beim Kleintier-, Floh- und Tauschmarkt, beim „Tatlkroma“, den Schuhplattlern und „Ziechaspielern“ nicht zu kurz.

Kathrein stellt den Tanz ein

Im Volksmund gilt auch heute noch der Spruch: „Kathrein stellt den Tanz ein“. So beginnt am 25. November, dem Gedenktag der heiligen Katharina von Alexandria, der Patronin der Volkstanzgruppen, die tanzfreie Zeit, die Adventszeit. Nach christlicher Tradition beginnt nach diesem Tag mit dem Advent die zweite Bußzeit, ähnlich der Fastenzeit, die der Osterzeit vorausgeht. Auch die Volkstanzgruppe Luttach lässt erst nach dem Abend des Kathrein-Tages die Tanzschuhe ruhen. Sie lädt am Kathrein-Markt in Mühlen nämlich noch zum Kindertanz und zum traditionellen „Kothreinetonz“.

So lassen die Menschen auch heute noch einen aufregenden Tag mit vielen Einblicken in eine frühere Zeit bei einem Glas Glühwein oder Tee ausklingen, sodass die Erinnerung am längst verflossene Bauernfeiertage wieder ins Leben gerufen und für die heimischen Bürger spürbar gemacht werden.